Bislang gilt: Ist das Rückenmark einmal beschädigt, gibt es in der Regel keine Chance auf Heilung - nicht beim Menschen und auch nicht bei den meisten anderen Säugetieren. Gleich zwei Prozesse verhindern, dass die auf einmal getrennten Nerven-Enden wieder zueinander finden: Zum einen erzeugen Moleküle im Gehirn und im Rückenmark eine derart feindliche Umgebung, dass jedes Wachstum der beschädigten Neuronen im Keim erstickt wird. Zum anderen verhindern Störfaktoren, die in jede Nervenzelle eingebaut sind, eine automatische Reparatur.
Doch zumindest eines der beiden Hindernisse könnte dank tierischer Hilfe ausgeräumt werden. Wie ein Team von Neurobiologen der State University of New York im Fachmagazin `Science` berichtet, regt cAMP im Rückenmark von Zebrafischen spontan das Nervenwachstum an.
Dimple Bhatt und Kollegen haben ihren Versuchstieren Verletzungen am zentralen Nervensystem zugefügt, ihnen drei bis fünf Tage später verschiedene Moleküle zur Heilung verabreicht und anschließend beobachtet, welche Stoffe das Nervenwachstum anregen.
Dabei zeigte sich, dass zyklisches Adenosin-Monophosphat innerhalb von 24 Stunden nach der Einnahme den abgestorbenen Nervenstümpfen neues Leben einhaucht. Das Wachstum war so stark, dass die neuen Nerven bei allen 26 untersuchten Tieren das verletzte Rückenmark durchstießen und eine intakte Verbindung herstellten.
Sollte sich das Prinzip auch auf den Menschen übertragen lassen, hätten die Forscher einen entscheidenden Schritt in Richtung der Therapie von Rückenmarksverletzungen gemacht. Denn das zweite Hindernis im menschlichen Körper, die wachstumsfeindliche Umgebung, sollte sich im Prinzip auch ausschalten lassen. Im Labor zumindest ist das Wissenschaftlern schon gelungen.
Quelle: www.spiegel.de
|