Das West-Nil-Fieber wird durch ein Flavivirus hervorgerufen, das von Mücken der Gattung Culex übertragen wird. Wildlebende Vögel gelten das Erregerreservoir. Beim Menschen verläuft die Infektion in den meisten Fällen harmlos und äußert sich in schnellem Fieberanstieg, Kopf- und Gliederschmerzen, evtl. auch in Hautausschlag. Nach drei bis fünf Tagen ist die Krankheit in der Regel wieder abgeklungen. Im weiteren Verlauf kann es vereinzelt zu Meningo-Enzephalitiden kommen. Schwerere Verlaufsformen sind v.a. bei älteren und immunsupprimierten Menschen möglich. Im letzten Jahr wurden in den USA 43 Todesfälle durch West-Nil-Fieber beschrieben. Da nur etwa 20% der Infizierten überhaupt Symptome zeigt, liegt die Zahl der Infizierten wahrscheinlich deutlich höher.
Dies ist eine wichtige Erkenntnis, denn ausser über Mückenstiche kann das Virus auch über Bluttransfusionen, Organspenden, Muttermilch und während der Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen werden. In 23 Fällen des vergangenen Jahres gilt eine Infektion durch Blutprodukte als sicher. Aufgeklärt ist inzwischen auch der Fall einer Organspenderin, die nach ihrem Tod das WNV via vierfache Organspende an ebenso viele Patienten übertragen hatte: Eine der mehr als 50 Blutkonserven, die sie zuvor erhalten hatte, war mit dem WNV kontaminiert gewesen.[4]
Mit Beginn der WNV-Saison sind die Gesundheitsbehörden weltweit gefordert. In der Schweiz beispielsweise werden alle Blutspender, die aus den USA oder Kanada zurückkehren, für vier Wochen nicht zur Spende zugelassen (NZZ 23. 5. 03). In den USA sollen ab sofort alle Blutkonserven auf WNV getestet werden.
In einem Interview mit dem Magazin `stern` äußerte sich der amerikanische Virologe Clarence Peters der University of Texas beunruhigend zu der Virenbedrohung. Europa `habe allen Grund zur Sorge`. Er halte Befürchtungen, dass sich das Virus nach dem verheerenden Hochwasser auch in Deutschland verbreiten könnte, `für nicht übertrieben`. Angeblich wird das West-Nil-Virus jetzt auch in Mücken gefunden, die neben Vögeln auch vermehrt Menschen und andere Säugetiere befallen.
Der Direktor des Hamburger Tropeninstitutes, Bernhard Fleischer, hat dagegen zurzeit keinen Hinweis auf eine erhöhte Gefährdung für Infektionen durch das West-Nil-Virus, sagte er gegenüber `medicine-worldwide`. Auch die vermehrte Mückenplage in den Hochwassergebieten ändere die Situation nicht. Dieser Meinung schließt sich auch Norbert Nowotny, Virologe der Veterinärmedizinischen Universität Wien an. Aussagen amerikanischer Virologen, wonach es nach den Überschwemmungen zu vermehrten Krankheitsfällen mit dem West-Nil-Virus kommen könne, hält er für unbegründet. Im Gegensatz zu den USA sei das Virus in Europa nichts neues, es habe auch in der Vergangenheit vereinzelte Fälle gegeben, erklärte er dem österreichischem Magazin `news`.
Quellen: Neue Zürcher Zeitung, 25. Juni 2003, 02:11;
http://www.multimedica.de/public/fachportal/alle/zz_00006.html.
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