Adlerfarn ist weltweit verbreitet und kommt in Deutschland sehr häufig vor. Er wächst ganzjährig v.a. auf sandigen Böden und an Waldrändern.
Adlerfarn enthält als Toxin das Enzym Thiaminase, welches das essentielle Vitamin Thiamin (B1) in die inaktiven Komponenten Pyrimidin und Thiazol spaltet. Weiterhin kommt in Adlerfarn und vermutlich auch anderen Farnen Ptaquilosid vor, ein Norsesquiterpene-Glycosid mit karzinogener und myelosuppressiver Wirkung.
Prinzipiell mögliche Symptome einer Adlerfarnvergiftung sind Thiaminmangel mit ZNS-Depression und Polioenzephalomalazie, Retinadegeneration/Blindheit, Blutungen und Zerstörung des Knochenmarks (Thrombozytopenie), Blasenkrebs („enzootische Hämaturie“) und Krebs der Verdauungsorgane.
Bei Pferden sind Vergiftungen mit Adlerfarn seltener als bei Wiederkäuern. Da sie aber Thiamin nicht synthetisieren können, reagieren Pferde auf Adlerfarn-Vergiftungen deutlich empfindlicher als Wiederkäuer. Sie äußern sich v.a. in ZNS-Symptomen infolge Thiaminmangels: Depression, Muskeltremor, Koordinationsstörungen v.a. der Hintergliedmaßen und Paralyse sind möglich. Weitere Symptome können Koliksymptome, Konstipation, Tachykardie, hochgradige Anämie, Hämoglobinurie, erhöhte Körpertemperatur und Tachykardie sein. Die betroffenen Pferde verweigern meist die Futteraufnahme und verlieren an Gewicht.
Die Diagnose stützt sich auf Anamnese (mögliche Aufnahme von Adlerfarn), klinische Symptome, Ansprechen auf Thiamingaben (5 mg/kg als intravenöse Infusion, später einige Tage i.m.) sowie erhöhte Serum-Pyruvatspiegel (normal 2 to 3 μg/dL) bei erniedrigten Thiaminspiegeln (normal 8 to 10 μg/dL).
Wichtige Differentialdiagnosen sind Virusencephalitis und hepatische Encephalopathie sowie Herpesvirus-Infektionen.
Übrigens: Die jungen Triebe von Adlerfarn gelten in asiatischen Ländern als Delikatesse. Verschiedene Untersuchungen einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem gehäuften Auftreten von Magen- und Ösophagustumoren speziell in Japan und dem chronischen Verzehr von Adlerfarn bewiesen. Die entsprechenden karzinogenen Inhaltsstoffe werden auch nicht durch Zubereitung inaktiviert.
Quelle: A. P. Knight, R. G. Walter: Plants Affecting the Blood
In: A Guide to Plant Poisoning of Animals in North America, edited by A. P. Knight and R.
G. Walter.
http://www.ivis.org/special_books/Knight/chap5/chapter_frm.asp?LA=1
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