Auch Europa wird zunehmend davon betroffen. Experten der internationalen Strategie- und Technologieberatung Booz Allen Hamilton sehen die Zukunft des Marktes im Direktvertrieb durch die Pharmahersteller. Dieser kann die Medikamentensicherheit erhöhen sowie die Abhängigkeit vom Pharma-Großhandel reduzieren.
`Während in Europa 2004 noch 43 Fälle von Medikamentenfälschungen bekannt wurden, waren es 2005 bereits 130. Davon schlug allein Viagra mit rund sieben Mio. gefälschter Arzneimittelpackungen zu Buche`, so Petzer Behner, Geschäftsführer und Pharmaexperte von Booz Allen Hamilton.
`Die Verpackungen der gefälschten Medikamente sind extrem gut, so dass eine Entdeckung meist nur durch Zufall möglich ist`, erklärt der Experte.
`In Deutschland sind zwar zwischen 1996 und 2002 lediglich 28 Fälle von Arzneimittelfälschungen bekannt geworden. Da jedoch nur ein Bruchteil tatsächlich geprüft wird - von den im Jahr 2004 in Apotheken gehandelten 1,6 Mrd. Packungen lediglich 0,3 Prozent - müssen wir von einer hohen Dunkelziffer ausgehen.` Für Europa ermittelt Booz Allen Hamilton bis ins Jahr 2010 eine Verfünffachung der Fälschungsfälle.
`Ohne konsequentes Umsteuern der Industrie ist es nur eine Frage der Zeit, bis es zu schweren gesundheitsschädlichen Zwischenfällen durch gefälschte Medikamente kommt,` meint Behner.
Seit Öffnung der Grenzen und Handelswege in der EU wird der klassische Weg der Arzneimittelversorgung via Hersteller, Großhändler und Apotheken mehr und mehr durch den so genannten Parallelhandel untergraben.
`Parallelhändler nutzen die günstigen Arzneimittelpreise anderer europäischer Märkte und reimportieren Medikamente in die verschiedenen regionalen Märkte.` Mehr als 140 Mio. Arzneimittelpackungen werden jährlich im Rahmen des Parallelhandels durch die EU transportiert. Manche Arzneimittel gehen dabei durch bis zu 30 verschiedene Hände, ehe sie schließlich zum Patienten gelangen.
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